Klimaschutz und CO2-Minderung in Gebäuden kommen in Deutschland nur schleppend voran und die Erreichung der klimapolitischen Ziele für 2030 gilt als “ambitioniert”. WIE WEITER? ... fragen wir ausgewählte Meinungsführer in Deutschland.
Ein Überblick in 5 Fragen...
an Axel Gedaschko, Präsident des GdW; Dr. Melanie Weber-Moritz, Bundesdirektorin des Deutscher Mieterbunds; Dr. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende; Barbara Metz, Bundesgeschäftsführering der Deutschen Umwelthilfe und Taco Holthuizen, Geschäftsführer bei eZeit Ingenieure GmbH. Die Fragen stellt Jürgen Pöschk, Initiator der ENERGIETAGE und Geschäftsführer der EUMB Pöschk GmbH.
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Gedaschko: 1,2 Prozent wegen der Wirkung der BEG.
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Dr. Weber-Moritz: 0,99999 Prozent.
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Dr. Graichen: 1,5 Prozent.
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Metz: Die Sanierungsrate muss von 0,8 auf mindestens 3 Prozent anwachsen. Mit den bestehenden Maßnahmen wird sie nicht steigen.
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Holthuizen: 1,3 Prozent, sie wird durch die großzügige Förderung der BEG nun endlich steigen! Wenn nicht, sollte man statt Klotzmodelle nun erst recht auch Steuermodelle in Betracht ziehen.
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Gedaschko: Kapazitäten schaffen – in Planung, Handwerk, Produktherstellung. Einzelmaßnahmen nahe GEG-Standard deutlich höher fördern (Breite vor Tiefe), auch die jetzigen Anforderungen an Einzelmaßnahmen.Sanierungsrate heißt noch nicht Energieeinsparung. Seit 2010 null Energieeinsparung klimabereinigt pro m². Unterstützung der breiten Einführung von Anlagenoptimierung/Smart-Efficiency.
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Dr. Weber-Moritz: (1.) Für die Dekarbonisierung des Gebäudebestandes bis 2050 den Neubaustandard kurzfristig auf KfW-Effizienzhausstandard 55 und mittelfristig auf einen noch ambitionierten Standard anheben. (2.) Eine deutliche Steigerung der Sanierungstiefe mit dem Ziel, die Energie- und Heizkosten der Mieter deutlich zu senken und Warmmietenneutralität bei Modernisierungen zu erreichen. (3.) Die öffentliche Förderung auf mindestens 10 Mrd. Euro pro Jahr aufstocken.
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Dr. Graichen: Meine drei wichtigsten Empfehlungen, hierüber deutlich hinauszukommen sind, (1.) ein sozialer Gebäudekonsens und die Einführung von Warmmieten, (2.) verpflichtende Kommunale Wärmeplanung, (3.) ein CO2-Preis von mindestens 100 Euro.
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Metz: Effizienzhaus-Standard 55 im Bestand und EH40-Standard im Neubau. Die finanzielle Förderung muss steigen! Der Energiebedarfsausweis muss für alle Gebäude verpflichtend werden.
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Holthuizen: (1.) Förderung von Effizienz statt Maße, (2.) Wegfall der Strafsteuern (EEG, GST, MwSt.) auf selbstgewonnen Strom bei Eigennutzung UND netzdienlichem Verhalten sowie gleichzeitiger Erhöhung der CO2-Steuer, (3.) Förderung der Vernetzung und damit Liberalisierung beim EnWG (z.B. Kundenanlage).
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Gedaschko: Gebäudeintegrierte Photovoltaik. Wasserstoffproduktion im Quartier mit Nutzung der Abwärme der Elektrolyse.
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Dr. Weber-Moritz: Statt Technologiesprüngen benötigen wir v.a. bessere Rahmenbedingungen, u.a. in Bezug auf die öffentliche Förderung sowie Perspektiven zur Erreichung warmmietenneutraler energetischer Sanierungen.
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Dr. Graichen: Meine Hoffnung auf Technologiesprünge im Gebäudebereich ruht auf der industriellen Sanierung und Start-ups, die digitalisierte Handwerks-Dienstleistungen anbieten.
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Metz: Technologiesprünge allein werden nicht reichen. Entscheidend ist, dass wir Technologien und Sanierung, flächendeckend und mit hoher Qualität umsetzen.
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Holthuizen: ... der Wasserstoffstrategie. Grünes bezahlbares Gas in dezentralen BHKWs sind äußerst wichtige Bausteine der Energiewende.
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Gedaschko: Beides: auch in Kombination mit weiteren Möglichkeiten, wie Nutzung erneuerbarer nicht fossiler Gase. Wir brauchen alle Bausteine einschließlich Import erneuerbarer Energien.
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Dr. Weber-Moritz: Letzteres, wobei Neubaustandards und Sanierungstiefe ambitionierter werden müssen.
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Dr. Graichen: Die künftige Beheizung: Wärmepumpen und Wärmenetze. Sie sind, zusammen mit effizienten Gebäuden, die Schlüsseltechnologien der Wärmewende.
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Metz: Es kommen auch andere Technologien in Frage. Man muss im Einzelfall entscheiden, welches System die maximale Emissionsreduktion mit möglichst geringen Kosten bietet.
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Holthuizen: Zwei Möglichkeiten, da die Aktivierung von dezentraler EE die wichtig(st)en Bausteine bezahlbarer grüner Energie sind. Zudem wird dadurch Privatkapital aktiviert.
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Gedaschko: Einen guten sozialen Ausgleich zu finden. Einzelmaßnahmen nahe GEG-Standard fördern (s.o.). Standards für die energetische Modernisierung nicht erhöhen, denn das endet in einem Rückgang der Sanierungsrate.
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Dr. Weber-Moritz: Die Umlage der CO2-Bepreisung auf Mieter muss aufgrund der fehlenden Lenkungswirkung abgeschafft und vom Vermieter getragen werden. Das würde die Akzeptanz von Klimaanforderungen bei Gebäudeeigentümern insofern erhöhen, da für erneuerbare Heizsysteme kein CO2-Preis anfällt.
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Dr. Graichen: Um die Akzeptanz von Klimaanforderungen bei Gebäudeeigentümern zu erhöhen, würde ich der Politik empfehlen, endlich das Konzept „Fordern UND Fördern“ konsequent umzusetzen, d.h. Standards verschärfen UND das Erreichen dieser Standards fördern.
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Metz: 1 Mio. Bestandsgebäude p.a. klimaneutral sanieren, 1 Mio. Sanierungsfahrpläne p.a. verschenken, 100 Prozent Transparenz über den energetischen Zustand und ein 100-Tage-Klimaschutz-Sofortprogramm. Die Fördermittel müssen erhöht und der CO2-Preis voll von Vermieter*innen getragen werden.
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Holthuizen: ...bei der Bewertung von Neubau- und Sanierungsvorhaben die durch die Energiewende entstehenden Chancen und Risiken bei der Finanzierung zwingend mitbewerten zu lassen.