Bild: Laurence Chaperon
Bild: Laurence Chaperon
"Welches Thema sollte die Bundesregierung in 2023 mit absoluter Priorität verfolgen?"
Lebenszyklusperspektive stärker verankern! Erst durch eine Lebenszyklus-bezogene Betrachtung lassen sich neben den betriebsbedingten auch die bauwerksbedingten Emissionen sowie der ökologische Fußabdruck von Gebäuden verringern. Das Thema Lebenszyklusperspektive rückt erfreulicherweise zunehmend in den politischen Fokus. Im Bereich der Neubauförderung wurde mit der verpflichtenden Ökobilanzierung ein erster wichtiger Schritt vollzogen. Nun muss das Thema auch mit Blick auf das Ordnungsrecht angepackt werden.
"Welches Kooperationsprojekt zwischen Verbänden, Wissenschaft oder anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren würden Sie sich für 2023 wünschen?"
Die Klima- und die Wohnungsfrage zum beiderseitigen Nutzen auflösen! „Mehr Neubau“, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen? „Kein Neubau“, um weitere bauwerksbedingte Emissionen zu vermeiden? Gerade beim Thema Wohnen gibt es teils gegenläufige, aber nichtsdestotrotz legitime Forderungen. Diese Interessen- und Zielkonflikte aufzulösen – das schaffen wir nur, wenn alle Akteure im Gespräch miteinander bleiben und an einem Strang ziehen.
"Angenommen, Sie dürften entscheiden, wofür 100 Millionen Euro aus Übergewinnen eingesetzt werden – was wäre Ihre Empfehlung?"
Unterstützung für Forschung und Pilotprojekte zum „Normenreduzierten Bauen“ Bauen wird immer komplizierter, langsamer, teurer und gleichförmiger. Dabei sollte es einfacher, schneller, günstiger und auch architektonisch abwechslungsreicher werden. Doch will man sich an alle Regeln halten, sind architektonische Innovationen kaum umsetzbar. Die Architektenkammern schlagen deshalb einen neuen Gebäudetyp E (im Sinne von „Einfach“ oder „Experimentell“) vor, der helfen kann, die Wohnungsbauziele ohne Abstriche bei der Nachhaltigkeit zu erreichen. Hier sind Pilotprojekte und Forschung und eben auch finanzielle Unterstützung gefragt.