Energiewende und Klimaschutz: Agenda 2023

Liebe ENERGIETAGE-Community,

die Energie- und Klimakrisen sind in 2023 nicht vorbei. Im Gegenteil, sie sind verschärft und das öffentliche Geld wird langsam ausgehen…

Was tun? Mit welcher Agenda gehen die Topentscheider*innen aus Verbänden und Unternehmen, die auf den ENERGIETAGEN aktiv sind, in das spannende Jahr 2023? Dies haben wir im Rahmen einer Kurzbefragung von ausgewählten Vorständen, Geschäftsführer*innen und Präsident*innen mit diesen Fragen eruiert:

1."Welches Thema sollte die Bundesregierung in 2023 mit absoluter Priorität verfolgen?",
2. "Welches Kooperationsprojekt zwischen Verbänden, Wissenschaft oder anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren würden Sie sich für 2023 wünschen?" und
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. "Angenommen, Sie dürften entscheiden, wofür 100 Millionen Euro aus Übergewinnen eingesetzt werden – was wäre Ihre Empfehlung?"

Die Antworten zeigen unerwartete Positionen, potentielle Koalitionen aber auch Kontroversen… Vor allem aber: Das Meinungs- und Ideenspektrum ist breit und der Austausch über Positionen lohnt sich!

Treffen Sie nicht nur die befragten Expert*innen, sondern viele andere mehr auf den ENERGIETAGEN 2023: 3.-5. Mai digital informieren, 22.-23. Mai vor Ort diskutieren.

Jürgen Pöschk
und das gesamte ENERGIETAGE-Team

Die Antworten im Detail

Dr. Kerstin Busch, Geschäftsführerin Berliner Stadtwerke

  "Welches Thema sollte die Bundesregierung in 2023 mit absoluter Priorität verfolgen?"

Vereinfachung und Standardisierung Bau von EE Anlagen (u.a. Genehmigungen): Trotz „Wumms“, „Turbo“ und aller Gesetzespakete: Wir sind noch zu langsam beim Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland. Allzu oft hindern uns überlange Genehmigungsverfahren, übereinander gestapelte Bürokratie und fehlende Standardisierung. Die Energiewende braucht mehr Fließband und weniger Manufaktur. Das schont Ressourcen, den Verwaltungsaufwand und macht uns alle schneller

  "Welches Kooperationsprojekt zwischen Verbänden, Wissenschaft oder anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren würden Sie sich für 2023 wünschen?"

Hand in Hand für die Windkraft: Wir brauchen ein neues Bündnis zwischen Zivilgesellschaft, Unternehmen und Politik, mit dem Ziel Windkraft an Land noch schneller umzusetzen. Erneuerbare Energien schützen die Umwelt, in der wir alle leben.

  "Angenommen, Sie dürften entscheiden, wofür 100 Millionen Euro aus Übergewinnen eingesetzt werden – was wäre Ihre Empfehlung?"

Geld für Projekte, neue Technologien und Energiewende-Macher:innen! Lokale Leuchtturmprojekte mit neuen Technologien unterstützen, den Umbau der Wärme im Bestand fördern und eine Offensive für 10.000 neue Energiewende-Jobs in Berlin.

Robert Busch, Geschäftsführer Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne)

  "Welches Thema sollte die Bundesregierung in 2023 mit absoluter Priorität verfolgen?"

Entfesselung der Erneuerbaren Energien: Wir brauchen sehr schnell sehr viel zusätzliche Energie aus Erneuerbaren Energien für die Bekämpfung der Energiekrise und den Klimaschutz: Wir brauchen daher weitere Entbürokratisierung und Beschleunigungspakete.

  "Welches Kooperationsprojekt zwischen Verbänden, Wissenschaft oder anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren würden Sie sich für 2023 wünschen?"

Ausbau der Kurz- und Mittelfristspeicher: Welche Rolle hat der absehbare Kosten- und Technologiesprung bei den Batterietechnologien in 2020ern auf das Netz, den Markt und die Szenariengestaltung? Wie beschleunigen wir den Hochlauf von Kurz- und Mittelfristspeichern bis 2030?

  "Angenommen, Sie dürften entscheiden, wofür 100 Millionen Euro aus Übergewinnen eingesetzt werden – was wäre Ihre Empfehlung?"

Entwicklung von Next Generation Wärmepumpen: Wärmepumpen werden die zentrale Rolle bei der Wärmeversorgung spielen. Wir brauchen noch bessere Wärmepumpen mit höheren Effizienzen, die zusätzliche Nutzungsformen und Temperaturbereiche mit Wärmepumpen ermöglichen.

Dr. Thomas Engelke – Teamleiter Energie und Bauen, Verbaucherzentrale Bundesverband

  "Welches Thema sollte die Bundesregierung in 2023 mit absoluter Priorität verfolgen?"

Beginn der Umsetzung der Wärmewende: Durch eine beschleunigte energetische Gebäudesanierung und den Austausch von Öl- und Gasheizungen gegen Heizungen mit erneuerbaren Energien kann der Verbrauch von fossilen Energien drastisch reduziert und der Geldbeutel der Verbraucher langfristig geschont werden.

  "Welches Kooperationsprojekt zwischen Verbänden, Wissenschaft oder anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren würden Sie sich für 2023 wünschen?"

Kurzfristige Einführung des Klimageldes: Im Rahmen der Entlastung der privaten Haushalte in 2022 war es nicht möglich, diese mit Direktzahlungen zu erreichen. Ein entsprechender Mechanismus muss noch 2023 eingeführt werden, um solche Zahlungen und auch das Klimageld als vollständige Kompensation der CO2-Bepreisung an die Haushalte durchführen zu können.

  "Angenommen, Sie dürften entscheiden, wofür 100 Millionen Euro aus Übergewinnen eingesetzt werden – was wäre Ihre Empfehlung?"

Unterstützung von Balkonsolar bundesweit: Viele Verbraucher:innen, insbesondere auch Mieter:innen überlegen aktuell, ob sie auf ihrem Balkon eine kleine Solaranlage installieren sollen. Durch einen kleinen finanziellen Anreiz für jede Anlage könnte die Sichtbarkeit von und die persönliche Einbindung in Solarprojekte in den Städten gesteigert werden.

Georg Friedrichs – Vorstandsvorsitzender, GASAG

  "Welches Thema sollte die Bundesregierung in 2023 mit absoluter Priorität verfolgen?"

Echten Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft: Grüner Wasserstoff muss als das behandelt werden, was er in einem klimaneutralen Energiesystem sein muss: Die erforderliche zweite Systemsäule, die uns ein Energiesystem ermöglicht, dass ausschließlich auf regenerativer Erzeugung beruht. Hier wird es Speicherkapazität und neue Importwege benötigen – all das leistet grüner Wasserstoff. Und gebaut werden muss diese Infrastruktur sofort – ohne sie wird es den Ausstieg aus den fossilen nicht geben.

  "Welches Kooperationsprojekt zwischen Verbänden, Wissenschaft oder anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren würden Sie sich für 2023 wünschen?"

Keine Zeit für Projekte: Bis zu einer Klimaneutralität im Jahr 2040 verbleiben noch 17 Jahre. Wir müssen also alle gemeinsam das eine große Umsetzungsprojekt betreiben – hin zu einer klimaneutralen Energieversorgung. Der Wunsch wäre, dass die künstlichen Interessengegensätze auf diesem Weg zügig begraben werden – die Akteure eint längst das gemeinsame Ziel.

  "Angenommen, Sie dürften entscheiden, wofür 100 Millionen Euro aus Übergewinnen eingesetzt werden – was wäre Ihre Empfehlung?"

Die Frage beantworte ich mal etwas abschweifend…: „Übergewinnabschöpfung“ erscheint mir ein eher schwieriges Konzept zu sein, zumal bis heute nicht recht klar ist, was sich hinter „Übergewinnen“ eigentlich verbirgt. Es zeichnet vor allem ein merkwürdiges Bild von einem wirkmächtigen Prozess, den wir für die Transition hin zur Klimaneutralität unbedingt brauchen und nutzbar machen sollten: Die Marktwirtschaft. Die regelt nicht alles, aber doch vieles gut und effizient. Klimaneutralität wird am Ende von den Wirtschaftsakteuren „gemacht“ werden müssen, die fällt nicht vom Himmel. Ordnungsrecht ist dabei nötig, aber allein damit wird es in der verbleibenden Zeit schlicht eng. Also: Die Wirtschaft nicht stutzen, sondern intelligent für die Energiewende nutzen. Im besten Fall gehen die 100 Mio. Euro von selbst in die richtigen Aktivitäten. Und wir werden wohl noch deutlich mehr benötigen…

Andrea Gebhard, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer (BAK)

  "Welches Thema sollte die Bundesregierung in 2023 mit absoluter Priorität verfolgen?"

Lebenszyklusperspektive stärker verankern! Erst durch eine Lebenszyklus-bezogene Betrachtung lassen sich neben den betriebsbedingten auch die bauwerksbedingten Emissionen sowie der ökologische Fußabdruck von Gebäuden verringern. Das Thema Lebenszyklusperspektive rückt erfreulicherweise zunehmend in den politischen Fokus. Im Bereich der Neubauförderung wurde mit der verpflichtenden Ökobilanzierung ein erster wichtiger Schritt vollzogen. Nun muss das Thema auch mit Blick auf das Ordnungsrecht angepackt werden.

  "Welches Kooperationsprojekt zwischen Verbänden, Wissenschaft oder anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren würden Sie sich für 2023 wünschen?"

Die Klima- und die Wohnungsfrage zum beiderseitigen Nutzen auflösen! „Mehr Neubau“, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen? „Kein Neubau“, um weitere bauwerksbedingte Emissionen zu vermeiden? Gerade beim Thema Wohnen gibt es teils gegenläufige, aber nichtsdestotrotz legitime Forderungen. Diese Interessen- und Zielkonflikte aufzulösen – das schaffen wir nur, wenn alle Akteure im Gespräch miteinander bleiben und an einem Strang ziehen.

  "Angenommen, Sie dürften entscheiden, wofür 100 Millionen Euro aus Übergewinnen eingesetzt werden – was wäre Ihre Empfehlung?"

Unterstützung für Forschung und Pilotprojekte zum „Normenreduzierten Bauen“ Bauen wird immer komplizierter, langsamer, teurer und gleichförmiger. Dabei sollte es einfacher, schneller, günstiger und auch architektonisch abwechslungsreicher werden. Doch will man sich an alle Regeln halten, sind architektonische Innovationen kaum umsetzbar. Die Architektenkammern schlagen deshalb einen neuen Gebäudetyp E (im Sinne von „Einfach“ oder „Experimentell“) vor, der helfen kann, die Wohnungsbauziele ohne Abstriche bei der Nachhaltigkeit zu erreichen. Hier sind Pilotprojekte und Forschung und eben auch finanzielle Unterstützung gefragt.

Axel Gedaschko – Präsident, GdW

  "Welches Thema sollte die Bundesregierung in 2023 mit absoluter Priorität verfolgen?"

Versorgungssicherheit und Preisstabilität: Energie ist und darf kein Luxus sein.  Die Gesamtsituation in Deutschland und Europa sowie der Krieg zwischen Russland und der Ukraine stellt ihre Verfügbarkeit derzeit massiv in Frage. Durch die Nutzung sämtlicher Energiequellen und durch tatsächliche Effizienz muss stabile und bezahlbare Energie gesichert werden. Dies ist der Rahmen in dem sich Energieversorgung, Versorgungssicherheit und Preisstabilität bewegen.

  "Welches Kooperationsprojekt zwischen Verbänden, Wissenschaft oder anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren würden Sie sich für 2023 wünschen?"

Einer für alle und alle für einen: Alle, die Anforderungen an das Wohnen haben, gehören an einen Tisch. Jede Forderung an das Wohnen muss berücksichtigen, dass es auch andere Forderungen gibt. Die Wohnungswirtschaft wird zwischen politischen Klimazielen, Detailregelungen für Einzelgebäude (sowohl politisch als auch technisch), steigenden Sicherheitsanforderungen, Verschlechterung der Förderung und bezahlbarem Wohnen aufgerieben. Alle Forderungen an das Wohnen müssen aber, auch wenn man sie zusammennimmt, erfüllbar bleiben.

  "Angenommen, Sie dürften entscheiden, wofür 100 Millionen Euro aus Übergewinnen eingesetzt werden – was wäre Ihre Empfehlung?"

Forschung für Klimaeffizienz: Die kumulierten Mehrkosten für die Energiewende werden in Deutschland bis 2045 mit ein bis zwei Billionen Euro beziffert. Mit 100 Mio. EUR kann man also hinsichtlich der üblichen Technologien in der Breite nicht viel erreichen. Deshalb würden wir die Skalierung der in kleinem Maßstab bereits vorhandenen besonders klimaeffizienten Technologien unterstützen wollen. Das kann z.B. die Skalierung der Gewinnung von klimaneutralem Wasserstoff aus Bakterien oder die Skalierung von CCU in großem Maßstab sein.

Michael Groschek, Präsident Deutscher Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung

  "Welches Thema sollte die Bundesregierung in 2023 mit absoluter Priorität verfolgen?"

Weichenstellungen für eine Wärmewende für die Klimaneutralität 2045: Es muss regulatorisch und förderpolitisch ein konsistenter Rahmen geschaffen werden, damit vor Ort differenzierte, technologieoffene und sektorenübergreifende Lösungen zur Dekarbonisierung der Wärmeversorgung und Steigerung der Energieeffizienz des Bestandes auf den Weg gebracht werden.

  "Welches Kooperationsprojekt zwischen Verbänden, Wissenschaft oder anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren würden Sie sich für 2023 wünschen?"

Klimaneutralität durch dezentrale Quartierslösungen: Für die vielen Quartiere mit Einzeleigentümern, heterogener Bausubstanz und gebäudeindividueller Energieversorgung (Gas/Öl) braucht es eine große, kraftvolle Initiative, die eine gemeinsame dezentrale klimaneutrale Energieversorgung mit der Mobilisierung zu energetischen Modernisierungen auf den Weg bringt.

  "Angenommen, Sie dürften entscheiden, wofür 100 Millionen Euro aus Übergewinnen eingesetzt werden – was wäre Ihre Empfehlung?"

Mobilisierungsinitiative für Quartierslösungen: Da 100 Mio. als Investitionsförderung bei den immensen Investitionsbedarfen verpuffen, sollten sie für eine breite Mobilisierung von Quartiersinitiativen zur Klimaneutralität durch Mobilisierung von Eigentümern für energetische Modernisierung und den Umbau Wärmeversorgung genutzt werden.

Thorsten Herdan, CEO HIF EMEA

  "Welches Thema sollte die Bundesregierung in 2023 mit absoluter Priorität verfolgen?"

Abbau bürokratischer Hürden für Markthochlauf Wasserstoff und eFuels: Bürokratische Hürden verhindern, dass Unternehmen wie wir in die Produktion von grünem Wasserstoff und nachhaltigen Kraftstoffen investieren. Das betrifft Projekte in Europa genauso wie in Chile, im Nahen Osten und in Afrika. Wenn der Genehmigungsprozess zum Aufbau einer klimaneutralen Raffinerie 5 Jahre dauert, brauchen wir uns nicht wundern, wenn wir den Klimawandel nicht schaffen.

  "Welches Kooperationsprojekt zwischen Verbänden, Wissenschaft oder anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren würden Sie sich für 2023 wünschen?"

Technologieoffene Diskussion zur Reduzierung der CO2-Emissionen im Verkehr: Der „all-electric“ approach im Verkehr wird gebetsmühlenartig von Politik und zivilgesellschaftlichen Akteuren wiederholt. Damit verschließen wir uns den Möglichkeiten, die klimaneutrale Kraftstoffe bieten. Wir sollten technologieoffen die Alternativen auf den Tisch legen: Wie können wir CO2 Emissionen schnellstmöglich und zu geringsten Kosten für die Gesellschaft reduzieren.

  "Angenommen, Sie dürften entscheiden, wofür 100 Millionen Euro aus Übergewinnen eingesetzt werden – was wäre Ihre Empfehlung?"

Hebelung privater Investitionen: Hohe Investitionskosten verhindern den schnellen Markthochlauf von grünem Wasserstoff und darauf basierenden synthetischen Kraftstoffen. Wenn wir hier ansetzen, können wir die Produktion beschleunigen und schneller wettbewerbsfähige Preise gegenüber fossilen Alternativen erreichen.

Jan Peter Hinrichs, Geschäftsführer Bundesverband energieeffiziente Gebäudehülle (BuVEG)

  "Welches Thema sollte die Bundesregierung in 2023 mit absoluter Priorität verfolgen?"

Die Verbrauchsreduzierung muss in den Fokus rücken: Durch die Ungleichbehandlung bei der staatlichen Förderung ist der Effizienz eine Nebenrolle zugewiesen worden. Dies muss sich schnell ändern, denn ohne signifikante Verbrauchsreduktion, die nur mit Effizienzmaßnahmen umgesetzt werden kann, wird es keinen klimaneutralen Gebäudebestand geben.

  "Welches Kooperationsprojekt zwischen Verbänden, Wissenschaft oder anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren würden Sie sich für 2023 wünschen?"

Wir brauchen einen verbändeübergreifenden Sanierungsgipfel: Die Ertüchtigung des Gebäudebestands in Deutschland ist eine Mammutaufgabe. Es ist wichtig, dass hier alle gemeinsam an einem Strang ziehen und die ökologischen, sozialen und ökomischen Aspekte betrachtet werden. Ein verbändeübergreifender Sanierungsgipfel wäre hier der richtige Anfang.

  "Angenommen, Sie dürften entscheiden, wofür 100 Millionen Euro aus Übergewinnen eingesetzt werden – was wäre Ihre Empfehlung?"

Mehr Förderung, um Bestandsgebäude klimafit zu machen: Das ist für mich ganz klar – ich würde das Geld in den Topf für die Förderung von energieeffizienten Sanierungsmaßnahmen geben. Der Gebäudebestand benötigt dringend einen Schub an Sanierungstätigkeiten, um die Klimaschutzziele 2045 zu erreichen und um die Bewohner gleichzeitig vor Energiearmut zu schützen.

Dr. Frank Höpner, Leiter Strategie & Energiepolitik Engie Deutschland

  "Welches Thema sollte die Bundesregierung in 2023 mit absoluter Priorität verfolgen?"

Gasstrategie – von fossil zu nachhaltig: Der Übergang vom wichtigsten Primärenergieträger Erdgas in eine Wasserstoffwelt ist bislang weitgehend undefiniert, das grüne Zwischenprodukt Biomethan hat politisch nur eine geringe Bedeutung. Wie soll der Übergang nachvollziehbar gelingen?

  "Welches Kooperationsprojekt zwischen Verbänden, Wissenschaft oder anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren würden Sie sich für 2023 wünschen?"

Energieeffizienz-Innovator in Industrie bzw. Immobilie: Wettbewerb, bei dem Inhalt das Aufzeigen und kurzfristige Heben der Energieeffizienz-Potenziale in einem Industrieunternehmen bzw. in einer Bestandsimmobilie (Sektoren Verkehr und Wohnen) ist und wo die maximal umgesetzte Energieeffizienzsteigerung mit einem Label prämiert wird.

  "Angenommen, Sie dürften entscheiden, wofür 100 Millionen Euro aus Übergewinnen eingesetzt werden – was wäre Ihre Empfehlung?"

Infrastruktur für die Versorgungssicherheit: Die Abschöpfung ist ja kein Wünsch-Dir-was, sondern ein temporäres Instrument, das dem Krisenmanagement dienen sollte. Insofern sollte damit in die Infrastruktur für die Versorgungssicherheit investiert werden (künftiges Gas kommt aus dem Westen, nicht dem Osten).

Prof. Dr. Eberhard Jochem, Senior Executive IREES Institut für Ressourceneffizienz und Energiestrategien

  "Welches Thema sollte die Bundesregierung in 2023 mit absoluter Priorität verfolgen?"

Thema Energieeffizienz in allen Sektoren wirklich ernsthaft vorantreiben: Mit dem neuen hohen Energiepreisniveau sind enorme Energieeffizienz-Potentiale rentabel.  Die im Fokus stehenden erneuerbaren Energie führen zu unnötig hohen Energiekosten in allen Sektoren, zu unnötig hohen Anteilen für Energie am Verbraucherkorb privater Haushalte und an den Produktionskosten der Unternehmen.

  "Welches Kooperationsprojekt zwischen Verbänden, Wissenschaft oder anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren würden Sie sich für 2023 wünschen?"

Orientierung der Stromnachfrage an der Dynamik der Stromerzeugung: Die sehr dynamische Stromerzeugung durch erneuerbare Energien braucht eine ihr möglichst dynamisch folgende Stromnachfrage. Eine Varianz der Strompreise gemäß der Erzeugungskosten auf etwa stündlicher Basis beim Stromverbraucher, realisiert in möglichst sehr wenigen Jahren, wäre unser Traum für ein Kooperationsprojekt.

  "Angenommen, Sie dürften entscheiden, wofür 100 Millionen Euro aus Übergewinnen eingesetzt werden – was wäre Ihre Empfehlung?"

Aus- und Fortbildungs-Initiative aller am Transformationsprozess beteiligten Berufe: Die unendlich vielen Veränderungen bei der Energienutzung und -Erzeugung in den kommenden Jahren sind oft neu und wissensintensiv. Deshalb brauchen alle Gewerke, Planer, Genehmigende in öffentlichen Einrichtungen, Energie-Berater und  -manager sowie Produktionsingenieure eine an diesem Bedarf orientierte Aus- und Fortbildung.

Dr. Nadine Kanu – Abteilungsleiterin für Kommunikation und Marketing, Enertrag

  "Welches Thema sollte die Bundesregierung in 2023 mit absoluter Priorität verfolgen?"

Ausbau der Erneuerbaren Energien und grüner Wasserstoff: Der Kompass ist gestellt, die Ziele gesetzt. Jetzt kommt es darauf an, dass auf allen Entscheidungsebenen und in allen relevanten Institutionen (EU; Bund, Land, Kommunen) nach der Maxime "Wie mache ich den Ausbau der EE und des grünen Wasserstoffs möglich?" gefragt und gehandelt wird.

  "Welches Kooperationsprojekt zwischen Verbänden, Wissenschaft oder anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren würden Sie sich für 2023 wünschen?"

Klimaneutrales Wohnen: Die energetische Sanierung des Altbaus hingt hinterher und bislang gibt es noch kein integriertes Konzept, wie man mehr Geschwindigkeit in die energetische Sanierung bringen kann und gleichzeitig sozialpolitisch verträgliche Lösungen entwickelt. Hier wäre ein kreatives Projekt von Nöten, die Stränge zusammenzuführen und auch neue Ansätze der Kooperation zu entwickeln.

  "Angenommen, Sie dürften entscheiden, wofür 100 Millionen Euro aus Übergewinnen eingesetzt werden – was wäre Ihre Empfehlung?"

Think Act Tank for the energy transition: Gründung eines Think Act Tanks für die aktive Gestaltung der Energiemarkttransformation. Ziel ist es technisches, regulatorisches und geschäftliche Erfolgsrezepte zu entwickeln und zu skalieren, damit die Energiewende schneller und nachhaltiger gelingen kann.

Mario Kohle, Founder & CEO Enpal

  "Welches Thema sollte die Bundesregierung in 2023 mit absoluter Priorität verfolgen?"

Solar-Industrie in Europa wieder aufbauen! Deutschland war einmal Weltmarktführer in der Photovoltaik-Industrie. Dann lief China uns den Rang ab – und dominiert heute unangefochten den Weltmarkt für Solarzellen. Während Deutschland Nordstream II errichtet hat, hat China Solarfabriken gebaut. Europa braucht wieder eine heimische Solarindustrie. Und zwar schon rein aufgrund Risikodiversifizierung, jenseits geopolitischer Überlegungen. Jetzt muss es heißen: Nicht kleckern, sondern klotzen!

  "Welches Kooperationsprojekt zwischen Verbänden, Wissenschaft oder anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren würden Sie sich für 2023 wünschen?"

Mehr Freiheit für die Freiheitsenergien! 900 Netzbetreiber mit unterschiedlichen Regeln und Formularen oder praxisferne Vorschriften für Solaranlagen und Stromzähler: Die Bürokratie bremst die solare Energiewende aus. Hier sollten sich Verbände, Wissenschaft und andere zusammentun und eine Allianz gegen Bürokratie schmieden. Die Bürger-Solarenergie endlich aus den Fesseln der Bürokratie befreien!

  "Angenommen, Sie dürften entscheiden, wofür 100 Millionen Euro aus Übergewinnen eingesetzt werden – was wäre Ihre Empfehlung?"

Fachkräfte für die solare Energiewende sichern! Ohne Hände keine Wende! Wir brauchen zehntausende Handwerker für Solaranlagen, Wärmepumpen, Ladesäulen und Windräder. Der Staat muss die Wirtschaft unterstützen, um Fachkräfte zu sichern. Hier ist schon mit wenig Geld viel geholfen: zum Beispiel, indem man die Behörden so mit Digitalisierung und Personal ausstattet, dass ausländische Bewerber schnell integriert werden können.

Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V.

  "Welches Thema sollte die Bundesregierung in 2023 mit absoluter Priorität verfolgen?"

Monitoring von Energieverbräuchen aller Gebäude in Deutschland verpflichtend machen: Umstellung auf CO2 als Zielgröße in der Regulatorik, Lebenszyklusbetrachtung als Grundlage für politische Entscheidungen und Abriss genehmigungspflichtig machen.

  "Welches Kooperationsprojekt zwischen Verbänden, Wissenschaft oder anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren würden Sie sich für 2023 wünschen?"

Aufhören das Rad immer wieder neu zu erfinden: Bildung einer starken Allianz mit einer Rollen- und Aufgabenverteilung je nach Kompetenz der einzelnen Akteure, anstatt dass jede und jeder für sich und punktuell arbeitet und das teilweise leider auch unqualifiziert.

  "Angenommen, Sie dürften entscheiden, wofür 100 Millionen Euro aus Übergewinnen eingesetzt werden – was wäre Ihre Empfehlung?"

Optimieren und Feedback: Gutscheine für ganzheitliche Beratungen zur Betriebsoptimierung und Sanierung aller Gebäudenutzungsarten, Zentrale Monitoringdatenbank aufbauen

Ingbert Liebing – Hauptgeschäftsführer, Verband kommunaler Unternehmen (VKU)

  "Welches Thema sollte die Bundesregierung in 2023 mit absoluter Priorität verfolgen?"

Wärmepolitische Ziele sind gesetzt – jetzt passende Rahmenbedingungen schaffen: Die Erfahrungen aus dem Ukraine-Krieg verdeutlichen, dass die Wärmewende nicht nur für den Klimaschutz, sondern auch für Versorgungssicherheit und Energiesouveränität essenziell ist. Für 2023 stehen daher wichtige Weichenstellungen an, z.B. für den forcierten Aus- und Umbau der Wärmenetze, eine zukunftsfähige Regulierung der Gasnetze und für Sektorkopplung oder den beschleunigten Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft.

  "Welches Kooperationsprojekt zwischen Verbänden, Wissenschaft oder anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren würden Sie sich für 2023 wünschen?"

Klimaneutrale Fernwärme für den Gebäudebestand: Der wahre Hebel für die Wärmewende liegt im Gebäudebestand. Dieser bekommt jedoch noch nicht die Aufmerksamkeit, welchem ihm klimapolitisch zusteht. Alle Verbände und Institutionen der Wärmewende sind gefragt, dies zu ändern. Der Aus- und Umbau der Wärmenetze ist dafür die entscheidende Lösungsoption.

  "Angenommen, Sie dürften entscheiden, wofür 100 Millionen Euro aus Übergewinnen eingesetzt werden – was wäre Ihre Empfehlung?"

100 Millionen sind nur ein Tropfen auf dem heißen Stein: Die Umsetzung der Energiewende erfordert Investitionen in Höhe von vielen Milliarden Euro! Sie ist ein Marathon, und kein Sprint. Um die erforderlichen Investitionen im klimapolitisch notwendigen Tempo anzureizen, bedarf es Investitions- und Planungssicherheit sowie vor allem auch mehr Tempo bei Planung und Genehmigungen.

Dr. Joachim Lohse – Geschäftsführer, ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss

  "Welches Thema sollte die Bundesregierung in 2023 mit absoluter Priorität verfolgen?"

Sanierung des Gebäudebestandes endlich beschleunigen: Der Gebäudesektor trägt mehr als 30 % zu den CO2-Emissionen bei. Wichtiger als die stetige Verschärfung der Neubaustandards ist das ungleich schwierigere Anpacken des Gebäudebestandes. Hierfür bedarf es klarer Ziele, realistischer Strategien und der Mobilisierung öffentlichen und privaten Kapitals.

  "Welches Kooperationsprojekt zwischen Verbänden, Wissenschaft oder anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren würden Sie sich für 2023 wünschen?"

Breiter Schulterschluss zur Mobilisierung privaten Kapitals: Zur Mobilisierung privaten Kapitals müssen die Nachhaltigkeits-Kriterien der EU-Taxonomie institutionellen wie privaten Anlegern wirksame Anreize für Investitionen in die energetische Sanierung geben. Dafür braucht es den Schulterschluss zwischen Politik, Wirtschaftsverbänden und Zivilgesellschaft.

  "Angenommen, Sie dürften entscheiden, wofür 100 Millionen Euro aus Übergewinnen eingesetzt werden – was wäre Ihre Empfehlung?"

Mehr Tempo beim Ausbau der erneuerbaren Energien: Die Abkehr von fossilen Energien und Atomenergie bedarf enormer Investitionen in erneuerbare Energien, Leitungsnetze und Speichertechnologien. Ohne staatliche Hilfe wird das nicht gelingen. Der Vorstoß der EU-Kommissionspräsidentin zur Lockerung der Beihilferegeln kommt hier genau zur rechten Zeit.

Tanja Loitz, Geschäftsführerin co2online

  "Welches Thema sollte die Bundesregierung in 2023 mit absoluter Priorität verfolgen?"

Spotlight auf „Performance Gap“ – tatsächliche Energieverbräuche fokussieren: Jährlich werden unnötige Tonnen CO2 in die Luft geblasen, weil die Betriebseffizienz von Gebäuden nicht im Fokus steht. Unsere ambitionierten Klimaschutzziele im Gebäudebereich werden wir nur erreichen, wenn tatsächliche Energieeinsparungen politisch mehr gefördert und gefordert werden..

  "Welches Kooperationsprojekt zwischen Verbänden, Wissenschaft oder anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren würden Sie sich für 2023 wünschen?"

Akzeptanzinitiative für die Energiewende und für ein CO2-neutrales Leben: Wir stehen vor einer massiven Veränderung unserer Lebensgewohnheiten. Als Stakeholder zeichnen wir in einer gemeinsamen Akzeptanzinitiative ein positives Zukunftsbild. Mit verschiedenen Beteiligungsformaten nehmen wir unterschiedliche Bevölkerungsschichten mit. Unsere Partikularinteressen stellen wir dabei nach hinten.

  "Angenommen, Sie dürften entscheiden, wofür 100 Millionen Euro aus Übergewinnen eingesetzt werden – was wäre Ihre Empfehlung?"

„Wir werden fit für die Energiewende“- Booster: Deutschlandweit entstehen Bildungs-, Do it Yourself- und Gründungs-Initiativen nach dem Motto „wir werden fit für die Energiewende“: Wie kann ich mich beruflich engagieren? Wie kann ich Effizienzmaßnahmen selbst umsetzen? Wie kann aus meiner Nachhaltigkeitsidee ein Geschäftsmodell werden?  Hilfe zur Selbsthilfe und noch viel mehr.

Dr. Richard Lucht – Vice President Communication & Brand, Thermondo

  "Welches Thema sollte die Bundesregierung in 2023 mit absoluter Priorität verfolgen?"

Skalierung der Wärmepumpe: Die Wärmepumpe ist der beste Hebel, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen – auch im Bestand. Denn 80% des Energieverbrauchs im Haus entfallen auf die Heizung. In mehr als 6 Mio Ein- und Zweifamilienhäusern macht der Umstieg auf die Wärmepumpe schon heute technisch, wirtschaftlich und ökologisch Sinn.

  "Welches Kooperationsprojekt zwischen Verbänden, Wissenschaft oder anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren würden Sie sich für 2023 wünschen?"

Studie zur Machbarkeit der 6 Mio Wärmepumpen in 2030: Trotz zahlreicher Studien wissenschaftlicher Institute und Think Tanks – noch immer zweifeln zu viele an der Machbarkeit des Wärmepumpen-Hochlaufs. Daten zeigen: es geht. Die Daten müssen zusammengetragen, sinnvoll aufbereitet und entsprechend geteilt werden.

  "Angenommen, Sie dürften entscheiden, wofür 100 Millionen Euro aus Übergewinnen eingesetzt werden – was wäre Ihre Empfehlung?"

5 moderne Wärmepumpen- und PV-Akademien: Mehr Menschen müssen Wärmepumpen und PV-Anlagen verbauen können. Dafür muss es moderne, gezielte und schnelle Weiterbildungen geben. Das Wissen ist da. Es muss entsprechend aufbereitet und geteilt werden. Physisch und digital. Wer sich das Wissen aneignet, hat künftig einen krisensicheren Job.

Dr. Niklas Martin, Geschäftsführer ForschungsVerbund Erneuerbare Energien (FVEE)

  "Welches Thema sollte die Bundesregierung in 2023 mit absoluter Priorität verfolgen?"

Hürden für EE-Ausbau, Wärmewende, Verkehrswende beseitigen – Fachkräftemangel, Bürokratie, Planungsrecht, Industrie- und Verkehrspolitik: Klimawandel und geopolitische Probleme verschärfen den Handlungs- und Zeitdruck.

  "Welches Kooperationsprojekt zwischen Verbänden, Wissenschaft oder anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren würden Sie sich für 2023 wünschen?"

Öffentlichkeitswirksame Best-Practice Leuchtturmprojekte für wirtschaftliche Energiewende-Lösungen in allen Sektoren: Vielen Akteuren fehlen Anregungen für den Impuls, das auf ihrer Seite Machbare auch tatsächlich umzusetzen. Dass und wie sich die Lösungen unter den gegenwärtigen Bedingungen schnell rentieren, sollte im Mittelpunkt stehen. 

  "Angenommen, Sie dürften entscheiden, wofür 100 Millionen Euro aus Übergewinnen eingesetzt werden – was wäre Ihre Empfehlung?"

Förderung für energetische Gebäudesanierung wieder anheben: Die im Juli 2022 erfolgte Reduzierung der KfW-Förderung für die energieeffiziente Sanierung des Gebäudebestands hat die Akteure – mal wieder – stark verunsichert.

Simon Müller, Direktor Deutschland Agora Energiewende

  "Welches Thema sollte die Bundesregierung in 2023 mit absoluter Priorität verfolgen?"

Tempo beim klimapolitischen Dreisprung: Effizienz + Erneuerbare + Elektrifizierung: Die Klimatransformation muss in allen Sektoren auf Kurs kommen: es braucht strategisch abgestimmte Gesamtkonzepte anstelle fragmentierter Einzelmaßnahmen. Kernstück davon muss ein Booster für Erneuerbare, Effizienz und Elektrifizierung durch Bürokratieabbau, Investitionsförderung und Ordnungspolitik sein.

  "Welches Kooperationsprojekt zwischen Verbänden, Wissenschaft oder anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren würden Sie sich für 2023 wünschen?"

Durch zukunftsfeste Infrastrukturplanung fossile Lock-ins verhindern: Durch den Fokus auf das Krisenmanagement im letzten Jahr ist viel liegen geblieben. Nun gilt es, die Krise durch einen Klimaschutz-Fahrplan mit Transformationscharakter wirksam zu bekämpfen. Klimaschutz und Energiesouveränität lassen sich durch eine strategische und zukunftsfeste Planung von Strom-, Wärme und Wasserstoffnetzen verbinden.

  "Angenommen, Sie dürften entscheiden, wofür 100 Millionen Euro aus Übergewinnen eingesetzt werden – was wäre Ihre Empfehlung?"

Investitionen in Freiheitsenergien und Zukunftsmärkte – und sagen wir mal es wären 100 Milliarden: 20 Mrd. für den Ausbau der Erneuerbaren Energien, Stromnetze und Flexibilitäten, 30 Mrd. für Heizungsaustausch und Gebäudesanierung, 15 Mrd. für Industrieinvestitionen und Klimaschutzverträge, 20 Mrd. für den Aufbau europäischer Zukunftsindustrien und 15 Mrd. für Energieimporte und die soziale Energiewende.

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer Deutsche Umwelthilfe

  "Welches Thema sollte die Bundesregierung in 2023 mit absoluter Priorität verfolgen?"

Beschleunigungspaket für die Erneuerbaren Energien: Wir benötigen bei den erneuerbaren Energien ein „Deutschland-Tempo“ vergleichbar dem Bau der LNG-Terminals. Dazu gehören eine Auflösung des Genehmigungsstaus durch Stärkung der Verwaltung und Priorisierung von Verfahren, eine Vorrangregelung für Repowering an bestehenden Standorten, erleichterter Netzanschluss, sowie die Abschaffung steuerlicher Hemmnisse und unverhältnismäßiger technischer Vorgaben.

  "Welches Kooperationsprojekt zwischen Verbänden, Wissenschaft oder anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren würden Sie sich für 2023 wünschen?"

Eine Systementwicklungsstrategie aus einem Guss: Wir müssen das Energiesystem unter der Überschrift Treibhausgasneutralität ganzheitlich neu denken. Netze für grünen Strom und grüne Gase gehören zusammen und verbinden erneuerbare Produktionsanlagen mit effizient wirtschaftenden Verbrauchern. Ein solcher Systementwicklungsplan kann nur gemeinschaftlich entwickelt werden.

  "Angenommen, Sie dürften entscheiden, wofür 100 Millionen Euro aus Übergewinnen eingesetzt werden – was wäre Ihre Empfehlung?"

Doppel-Wumms für die heimische Erneuerbaren Industrie: Investitionshilfen für die heimische Solar-, Wind- und Speicherindustrie als Antwort auf den US Inflation Reduction Act. Außerdem: Bestehende Programme zur ökologischen Gebäudesanierung müssen aufgestockt werden. Der Bund sollte den Ländern zusätzliche Mittel für einen qualitativ und in die Fläche wirkenden Ausbau des ÖPNV überweisen.

Dr. Simone Peter, Präsidentin Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE)

  "Welches Thema sollte die Bundesregierung in 2023 mit absoluter Priorität verfolgen?"

2023 zum Jahr der Umsetzung der Energiewende machen: Der Ausbau der Erneuerbaren Energien muss auf den Kurs 80 Prozent bis 2030 beim Strom und 50 Prozent in der Wärme gebracht werden – mit mehr Flächen, Genehmigungen und angepasster Förderung. Außerdem steht der Systemwechsel im Marktdesign an: klimaneutrale Energiesysteme, Sektorkopplung, Digitalisierung.

  "Welches Kooperationsprojekt zwischen Verbänden, Wissenschaft oder anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren würden Sie sich für 2023 wünschen?"

Erneuerbare EU-Industriestrategie: Es braucht eine starke und europäisch koordinierte Antwort auf den US-‚Inflation Reduction Act‘ und die asiatischen Ausbauziele. Das kann nur im Verbund der EU-Mitgliedsstaaten und aller Akteure funktionieren. Ein europäischer Heimatmarkt für Erneuerbare Technologien sichert Arbeitsplätze, Sicherheit und Klima.

  "Angenommen, Sie dürften entscheiden, wofür 100 Millionen Euro aus Übergewinnen eingesetzt werden – was wäre Ihre Empfehlung?"

Soziale Härten abfedern und Förderprogramme aufstocken: Grundsätzlich müssen die Einnahmen vor allem den Menschen zugutekommen, die sich die hohen Energiepreise nicht leisten können. Gleichzeitig müssen Erneuerbare Förderprogramme den Materialkostenanstieg und das gestiegene Interesse an der Energiewende in den eigenen vier Wänden abfedern.

Dr. Martin Sabel, Geschäftsführer Bundesverband Wärmepumpe (BWP)

  "Welches Thema sollte die Bundesregierung in 2023 mit absoluter Priorität verfolgen?"

Gesetzliche Fixierung des 65EE Gebots im GEG: Wir brauchen noch vor der Sommerpause eine gesetzliche Fixierung des Gebots zur Nutzung von 65 Prozent erneuerbarer Energie in jeder neuen Heizung. Hersteller, Planer, Handwerker und Endkunden brauchen Planungssicherheit.

  "Welches Kooperationsprojekt zwischen Verbänden, Wissenschaft oder anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren würden Sie sich für 2023 wünschen?"

Konsequente Fortführung der Wärmepumpen-Gipfel: Das Kooperationsprojekt, welches wir uns gewünscht haben, wurde bereits im vergangenen Jahr aus der Taufe gehoben. Jetzt muss es darum gehen dieses Projekt konsequent fortzuführen und die vielen konstruktiven Ideen der beteiligten Akteure in die konkrete Umsetzung zu bringen.

  "Angenommen, Sie dürften entscheiden, wofür 100 Millionen Euro aus Übergewinnen eingesetzt werden – was wäre Ihre Empfehlung?"

Akademie der Wärmewende: Beschleunigung der Transformation durch Wissenstransfer: Wir kommen aus einer Zeit billiger, fossiler Brennstoffe. Diese haben die Konzepte und das Denken von Planern, Investoren und damit auch von Handwerkern bestimmt. Alternative und klimafreundliche Lösungen sind vorhanden, aber noch nicht überall in der notwendigen Breite bekannt. Eine Akademie könnte dazu beitragen, das Wissen möglichst schnell zu verbreiten.

Jochen Theloke – Geschäftsführer, VDI-Gesellschaft Energie und Umwelt

  "Welches Thema sollte die Bundesregierung in 2023 mit absoluter Priorität verfolgen?"

Deutschland und Europa unabhängig von fossilen Energieträgern machen: Dazu muss der Wasserstoffhochlauf forciert werden, die Wärmewende beschleunigt sowie der Ausbau Erneuerbarer Energien massiv vorangetrieben werden, die Sektoren Verkehr und Landwirtschaft die Transformationsgeschwindigkeit um ein Vielfaches steigern. Die Energieintensive Industrie sollte ebenfalls beschleunigt transformiert werden, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

  "Welches Kooperationsprojekt zwischen Verbänden, Wissenschaft oder anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren würden Sie sich für 2023 wünschen?"

Beschleunigung der Wärmewende: Die Defossilisierung der Wärme- und Kälteversorgung, die mit 58 % den größten Teil am Endenergiebedarf aufweist, muss entschieden vorangetrieben werden. 16,5%  Anteil erneuerbarer Energien an der Wärmeversorgung ist zu wenig. Aufgrund der hohen Diversität an Technologien, Nutzungsarten und Akteuren ist dies eine besondere Herausforderung.

  "Angenommen, Sie dürften entscheiden, wofür 100 Millionen Euro aus Übergewinnen eingesetzt werden – was wäre Ihre Empfehlung?"

Investitionsanreize für Transformationsprojekte finanzieren: Um einen Anreiz für private Investitionen zu schaffen, sollten entsprechende Finanzierungsmodelle entwickelt werden. So können die 100 Mio. € zusätzliche finanzielle Mittel von privaten Investoren zur Umsetzung der Transformation des Energiesystems generieren.

Dr. Melanie Weber-Moritz, Bundesdirektorin Deutscher Mieterbund

  "Welches Thema sollte die Bundesregierung in 2023 mit absoluter Priorität verfolgen?"

Energie- und Heizkosten senken durch bezahlbare Energiepreise und sozialverträgliche Gebäudesanierung: Die Energiepreiskrise hat gezeigt, dass Heizkosten für viele Mieter:innen zur „zweiten Miete“ werden. Besonders in alten und unsanierten Gebäuden sind die Energiekosten enorm gestiegen. Für eine sozialverträgliche Sanierung braucht es Reformen und neue Konzepte wie bspw. die Teilwarmmiete und die Auflösung der Modernisierungsumlage.

  "Welches Kooperationsprojekt zwischen Verbänden, Wissenschaft oder anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren würden Sie sich für 2023 wünschen?"

Abschaffung der Modernisierungsumlage und Umsetzung eines Modells zur sozialverträglichen Gebäudesanierung, bspw. der Teilwarmmiete: Mieter:innen müssen nachhaltig von ihren Heizkosten entlastet werden und Vermieter:innen brauchen mehr Anreize für Investitionen. Die Modernisierungsumlage wird diesen Anforderungen nicht gerecht und belastet einseitig Mieter:innen. Sie sollte deutlich abgesenkt und durch ein Modell zur sozialverträglichen Gebäudesanierung, bspw. der Teilwarmmiete, abgelöst werden.

  "Angenommen, Sie dürften entscheiden, wofür 100 Millionen Euro aus Übergewinnen eingesetzt werden – was wäre Ihre Empfehlung?"

Verwendung für eine sozial ausgerichtete Förderung für Mietwohngebäude: Fördermittel sollten gezielt für bezahlbares und energieeffizientes Wohnen eingesetzt werden, d.h. vor allem im sozialen Wohnungsbau und für die Sanierung der energetisch schlechtesten Gebäude (häufig von Haushalten mit niedrigem Einkommen im Mietwohnsektor bewohnt). Benötigt werden dafür allerdings deutlich mehr als 100 Mio. Euro, jährlich mind. 25 Mrd. Euro.

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